Drei in einem
Von Curiander
31. Januar Wer sich von uns nur ein wenig mit Philosophie beschäftigt, der weiß, dass nicht das Festhalten an unumstößlichen Systemen, sondern der Zweifel an ihrer Unumstößlichkeit unser Denken weiterbringt. Jahrtausendelang freilich konnte jedes Misstrauen gegen fürstliches oder klerikales Herrenwissen schlimme Folgen haben. Erlitten hätte sie beinahe Martin Luther, der 1521 beim Reichstag zu Worms den Flammentod als Ketzer hat gewärtigen müssen. 79 Jahre später bestieg ein italienischer Schwerintellektueller in Rom dann wirklich den Scheiterhaufen: Giordano Bruno, dessen Geburtstag sich heuer zum 475. Mal jährt, hatte sich erfrecht, nicht allein die Gestalt Jesu Christi als fleischgewordene Personifikation Gottes zu beargwöhnen, obendrein stellte er die „heilige Dreifaltigkeit“ Gottes als Vater, Sohn und Heiliger Geist infrage. In unseren säkularen Zeiten weigert sich eine zunehmende Zahl von Zeitgenossinnen und -genossen, sowohl das eine wie das andere für bare Münze zu nehmen. Aus unserem Sprachgebrauch hat sich die anschauliche Vorstellung gleichwohl nicht fortgestohlen: jene bildkräftige Allegorie, die eine umso abstraktere Trias für untrennbar gehaltener Elemente unauflöslich umfasst. Acht Tage bevor Wladimir Putin seinen Angriffskrieg vom Zaun brach, zitierte das Warschauer Onlineportal Nexta ihn mit Worten, in denen er pathetisch eine „dreieinige“ Nation beschwor, bestehend aus Russland, dem durchaus willigen Belarus und der gänzlich abgeneigten Ukraine. Ähnlich profan reimte, zum Beispiel, vor Jahresfrist Peter Lenfers, Pfarrer im westfälischen Warendorf, in einer Karnevalspredigt: Am Wochenende vor Rosenmontag scheute er sich nicht, Long-Covid, „Long-[Faschings-]Prinz“ und „Long-[Schützen-]König“ zu einer irdischen „Dreieinigkeit“ zusammenzuführen. Tusch: sehr witzig. Immerhin führen die Pointe und ihr kirchlicher Urheber auf den vor allem geistlichen Bezug des Begriffs zurück; wie es auch die Zeitung Die Rheinpfalz tat, als sie sich in der Mythenwelt rund ums rheinland-pfälzische Mutterstadt umsah: Bei einer „Dreieinigkeit aus Weißer Frau, Gespenstermönch und Höllenhund“ wurde sie fündig, wohlgemerkt „an einem Ort, an dem laut Sage ein inzwischen untergegangenes Kloster gestanden haben soll“. In Einrichtungen solcher Art halten die frommen Brüder und Schwestern natürlich eisern am Glauben an die von Giordano Bruno geleugnete Trinität fest. Und seit jeher taufen die Kirchen des ausdrücklich monotheistischen Christentums Kinder „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“, wie es der auferstandene Jesus im Matthäus-Evangelium anordnet. Also was ist dieser Gott denn nun: Ist er drei? Oder doch nur einer? (Und unbedingt männlich?) Wenn wir so fragen, helfen uns aufgeschlossene Theologen gern mit vergleichenden Hinweisen auf das Wasser weiter: Das tritt ja auch in dreierlei Gestalt auf, als Dunst, als Flüssigkeit, als Eis. Warm darf es uns bei Jean Paul werden: Zwar, als frostigen Albtraum ließ der Dichter schon mal eine „Rede des toten Christus“ vom Stapel, „dass kein Gott sei“, geträumt aber wird die Horrorvision - ein „Blumenstück“ aus dem „Siebenkäs“-Roman - „an einem Sommerabende vor der Sonne auf einem Berge“; im „Titan“ entwirft er, gleichfalls bei sommerlicher Temperatur, eine vollends freundliche Szene: Da kutschiert „unter dem schönsten Himmel“ ein „offener Triumphwagen“ herum, besetzt mit Damen, einer „weiblichen Dreifaltigkeit.“ ■
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Rückblick
24. Januar, Hof, Theater, Großes Haus
Zu den verlässlichen Leistungsträgern des Hauses gehört seit jeher seine Compagnie. Auch mit der jüngsten Premiere feierten die Tänzerinnen und Tänzer, von den Symphonikern unter Ivo Hentschel begleitet, beim Publikum Triumphe. Torsten Händler choreografierte zwei berühmte Strawinsky-Ballette: Den „Feuervogel“ hüllt er in weiche Tücher, den „Petruschka“ erzählt er neu: politisch einwandfrei.
24. Januar, Rehau, Rehau-Art
Wenn man den sechs Herren glauben darf, so hat Six Pack vor gut dreißig Jahren in Bayreuth das Genre der A-cappella-Comedy begründet. Den routinierten Vokal-Pionieren nimmt man das gerne ab: Beim Tourstart bringen sie das Publikum mit tonkünstlerischen Clownerien zum Toben. Als „Goldsinger“ machen sie dem 007-Agenten James Bond tapfer, wenn auch in aller heiligen Einfalt Konkurrenz.
24. Januar, Hof, Kapelle der Adventgemeinde
25 Jahre lang lud Dietmar Ungerank Künstlerinnen und Künstler nach Hof zu seinen Gitarrenhighlights ein. Dann, 2017, war Schluss. Doch jetzt dürfen sich Freunde des gepflegten Saitenspiels freuen: Die unter Kennern hochgeachtete Reihe gibt es wieder – probehalber. Beim ersten von vorerst vier Konzerten bekennt sich der Japaner Yoshimasa Yoshida als Verehrer Bachs und gibt dem Gastgeber die Ehre.
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